Zitat
U. Fischer and S. Liebermann, Welchen Beitrag kann die „qualitative“ Forschung zur Diskussion um ein Bedingungsloses Grundeinkommen und seine Folgen für Care‐Tätigkeiten leisten? 2023.
Abstract
Nach langer öffentlicher Diskussion hat sich der Vorschlag eines Bedingungslosen Grundeinkommens als sozialpolitische Alternative etabliert. Damit einher geht die Frage danach, was denn die sozialwissenschaftliche Forschung zu etwaigen Voraussetzungen oder auch Folgen eines BGE zu sagen hat, wie sie beitragen kann, Herausforderungen oder gar Risiken zu benennen bzw. zu verstehen. Ein Blick auf die Forschung zum BGE lehrt einen bislang vor allem, dass in ihr ein bestimmtes Methodenverständnis dominiert. Als Goldwährung gelten offenbar standardisierte Verfahren der Datenerhebung und -auswertung, wie sie aus der quantifizierenden Sozialforschung bekannt sind und in Feldexperimenten Verwendung finden. Kaum eingesetzt werden bislang nicht-standardisierte Verfahren, wie sie die qualitative Sozialforschung kennt und wie sie dort seit Jahrzehnten schon zum Einsatz kommen. Das ist insofern erklärungsbedürftig, als gerade sie einen genauen methodischen Zugriff auf die konkreten handlungsleitenden Überzeugungen, Deutungsmuster und Habitus von Menschen zulassen, die es zu verstehen erlauben, weshalb Entscheidungen auf welche Weise getroffen werden. Für die etwaigen Auswirkungen eines BGE ist das Verstehen dieser Prozesse zentral. Der Workshop will auf der Basis unterschiedlicher Materialtypen zeigen, was die BGE-Forschung gewinnen könnte, wenn sie um diese Methoden erweitert würde. Insbesondere die in der Care-Thematik virulenten Entscheidungen zwischen familiären, bürgerschaftlichen und berufsförmigen Tätigkeiten stehen im Mittelpunkt der Materialanalysen sowie eine Auseinandersetzung mit der verbreiteten Annahme, Anreize seien von großer Bedeutung für die Genese von Handeln und folglich für Entscheidungen für ein bestimmtes Handlungsfeld.
Schlagwörter
Arbeitsbegriff
Bedingungsloses Grundeinkommen
Care-Tatigkeiten
Leistungsethik
Rekonstruktive Forschung