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KI-Formcheck für studentische Abschlussarbeiten

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Louise Bloch, Prof. Dr. Christoph M. Friedrich und Johannes Rückert (v.l.) haben gemeinsam die Plattform „IPPOLIS Write“ aufgesetzt.

Stimmt das Abbildungsverzeichnis? Sind alle Quellenangaben korrekt? Ist einheitlich zitiert und formatiert? Wissenschaftliche Arbeiten müssen einer Vielzahl an Formalien Genüge tun. Fehler führen zu Abzügen in der Note. Mit „IPPOLIS Write“ hat der Fachbereich Informatik der Fachhochschule Dortmund ein Tool entwickelt, um Studierende zu unterstützen und Fehlern vorzubeugen. Nutzen können es Studierende bundesweit.

„Es gibt zu viele Fehler, die unnötig sind“, sagt Prof. Dr. Christoph M. Friedrich. Er lehrt Informatik an der FH Dortmund, hat eine Vielzahl an Seminar- und Abschlussarbeiten korrigiert. Dabei ist er immer wieder über dieselben Formfehler gestoßen: fehlende Hinweise auf Grafiken und Tabellen zum Beispiel, oder Fehler im Literaturverzeichnis, oder Ungenauigkeiten zwischen Inhaltsverzeichnis und Arbeit. Zwar komme es vor allem auf den Inhalt an, „aber Form und Stil fließen mit jeweils zehn Prozent in die Note ein“, erklärt er. Gerade in Studienfächern, in denen das Schreiben nicht viel Raum einnehme, hätten Studierenden Schwierigkeiten. „Und auch unsere internationalen Studierenden sind teilweise andere Standards gewohnt“, betont der Professor. Seine Idee: Warum unterstützen wir hier nicht mit einem KI-Tool?

Gemeinsam mit den wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen Louise Bloch und Johannes Rückert hat Professor Friedrich darum „IPPOLIS Write“ entwickelt, gefördert vom Bundesbildungsministerium und dem Wissenschaftsministerium in NRW. Seit Kurzem ist das digitale Tool online und einsatzfähig. Zugleich wird im Hintergrund weiter intensiv an der Plattform gearbeitet.

Was kann „IPPOLIS Write“?

Studierende können ihre Abschluss- oder Seminararbeiten über https://write.ippolis.de (Öffnet in einem neuen Tab)  prüfen lassen, indem sie einen Ordner in der Hochschul-Cloud Sciebo (Öffnet in einem neuen Tab)  für das KI-Tool freischalten. Auf Sciebo haben alle Studierenden in NRW kostenfrei Zugriff und können den virtuellen Speicher für ihr Studium nutzen. „Die KI prüft Formatierungen, Referenzen, Quellenverweise und Links, aber auch Rechtschreibung und Grammatik“, sagt Louise Bloch und betont zugleich: „Es gibt keine inhaltliche Kontrolle. Dafür sind die Studierenden selbst verantwortlich.“ Über die Einstellungen können Prüf-Algorithmen hinzu- oder abgewählt werden. Aber auch spezifische Vorgaben etwa für das Literaturverzeichnis lassen sich so definieren.

Nach wenigen Minuten stellt „IPPOLIS Write“ ein Korrekturen-Dokument im eigenen Sciebo-Ordner bereit. Dort sind die potenziell fehlerhaften Stellen markiert und erklärt. „Wir ermöglichen aber nicht, dass die Korrekturen automatisch umgesetzt werden“, betont Prof. Friedrich. „Es geht schließlich auch um den Lerneffekt, der bei einer Autokorrektur nicht eintritt.“

Wie funktioniert der Schreib-Assistent „IPPOLIS Write“? In diesem Video wird das Tool erklärt. Es soll Studierenden bei der Erstellung von Haus- und Abschlussarbeiten unterstützen, indem es Feedback zu formalen Aspekten der Arbeiten gibt.

Einordnung wissenschaftlicher Texte

Ein weiteres Feature des Digital-Tools ist der PreprintResolver. „Spätestens seit Corona haben wir alle von sogenannten Preprints gehört, also Studien oder Forschungsergebnissen, die bereits veröffentlicht, aber noch nicht formal-wissenschaftlich geprüft wurden“, sagt Prof. Friedrich. Insbesondere in schnelllebigen Wissenschaftsfeldern wie der Informatik gebe es viele Preprints. Für Studierende sei es dabei kaum möglich, deren Qualität einzuschätzen.

„Unser PreprintResolver kann helfen“, erklärt Johannes Rückert. Studierende können in „IPPOLIS Write“ ihre Preprint-Quelle mit wenigen Klicks analysieren lassen. „Das Tool findet heraus, ob die Studie inzwischen geprüft oder auf Fachtagungen diskutiert wurde. Zudem zeigt es, wie häufig das Preprint in anderen wissenschaftlichen Texten zitiert wurde“, so Johannes Rückert. „IPPOLIS Write“ steht aktuell für deutsch- und englischsprachige Arbeiten zur Verfügung.

Aufruf: Feedback geben, Daten spenden, mitarbeiten

„IPPOLIS Write“ ist eine von vier Säulen des „IPPOLIS“-Projekts an der FH Dortmund, das die Potenziale von KI in der Bildung auslotet. Im Fokus steht die KI-basierte Unterstützung von Lehraktivitäten und Lernprozessen. „Für ‚IPPOLIS Write‘ haben wir im Vorfeld mit Lehrenden an der FH gesprochen und analysiert, welche Fehler besonders häufig auftreten und auf welche Formalitäten besonders geachtet wird“, sagt Prof. Friedrich. Auch das FH-eigene Angebot der Schreibwerkstatt ist mit ihrer Expertise ins Projekt eingebunden.

Der Professor betont: „Es ist ein laufendes Projekt. Wir sind weiter damit beschäftigt, die Algorithmen zu verbessern.“ Darum sei das Feedback der User*innen wichtig. „Wir sind auch für Daten-Spenden dankbar“, ergänzt Louise Bloch. Wer seine Arbeit mit dem Tool hat prüfen lassen, kann die Ergebnisse anonym den Forschenden zur Verfügung stellen. „Und wir freuen uns auch über alle, die am Projekt mitarbeiten wollen“, so das Team unisono. Möglich sei das etwa im Rahmen von Bachelor- oder Masterarbeiten. Die Liste an Ideen für „IPPOLIS Write“ sei noch lang.