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„Haus Kummerveldt“

FH-Absolventin gewinnt Grimme-Preis 2024

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Skandal: das Fräulein spielt Boule mit den Herrschaften! Szene aus der Serie „Haus Kummerveldt“ mit (v.l.n.r.): Niklas Bruhn als Dr. Knecht, Fabian Nolte als Hausdiener Hermann-Josef, Marcel Becker-Neu als Veit von Kummerveldt und Milena Straube als Luise von Kummerveldt. Gedreht wurde die Szene vor Haus Welbergen im Münsterland.

Deutscher Fernseh-Oscar für die Historien-Serie „Haus Kummerveldt“: Das renommierte Grimme-Institut in Marl würdigt die Produktion von FH-Dortmund-Absolventin Lotte Ruf mit einem Spezial-Preis. Die Begründung der Jury: Mitten im Historien-Trend, der von prunkvollen Inszenierungen wie der Netflix-Serie „Bridgerton“ geprägt sei, fordere die Low-Budget-Produktion „Haus Kummerveldt“ ihre Zuschauenden heraus. Kurz: „Punk statt Prunk.“

Die Serie spielt in der Zeit zum Ende des 19. Jahrhunderts. Luise von Kummerveldt (Milena Straube) führt das behütete Leben einer jungen Adligen. Sie will Schriftstellerin werden. Doch im deutschen Kaiserreich sind Frauen andere Rollen zugedacht und ihr Handlungsspielraum in dieser patriarchalen Gesellschaft ist enger geschnürt als das Korsett, das sie tragen müssen. Die Geschichte – erdacht von Regisseur Mark Lorei und den Autor*innen Cécil Röski und Charlotte Krafft – ist gespickt mit schwarzem Humor und Morbidität. Produzentin der Serie ist Lotte Ruf. Zu sehen ist die erste Staffel sowohl in der Arte-Mediathek (Öffnet in einem neuen Tab)  wie auch in der ARD-Mediathek (Öffnet in einem neuen Tab) .

Lotte Ruf und Mark Lorei

Die ersten drei Folgen von „Haus Kummerveldt“ sind der praktische Teil von Lotte Rufs Bachelor-Arbeit im Studiengang Film und Soun (Öffnet in einem neuen Tab) d und eine Co-Produktion mit der FH Dortmund. Am Fachbereich Design (Öffnet in einem neuen Tab)  in Dortmund lernte sie Regisseur Mark Lorei kennen. Er war Gasthörer an der FH nach seinem Geschichtsstudium. Gemeinsam haben beide inzwischen ihre eigene Produktionsfirma Goldstoff Filme gegründet. FH-Student Florian Pape wurde für das Sounddesign mit an Bord geholt. Mit den ersten Folgen der Serie gewann das Team bereits den Publikumspreis des First-Steps-Award, einem renommierte Nachwuchspreis der deutschen Filmakademie. 

Die weiteren Folgen der ersten Staffel konnten Lotte Ruf und Mark Lorei gemeinsam mit Arte und dem WDR umsetzen. Seit Sommer 2023 ist „Haus Kummerveldt“ vollständig in der Arte-Mediathek abrufbar und seit Kurzem auch bei der ARD. Mit dem Grimme-Spezial-Preis 2024 in der Tasche hofft Lotte Ruf auf weitere Fortsetzungen. „Die Gespräche dazu laufen, das Drehbuch ist längst in Arbeit“, sagt die Produzentin. „Und unsere Ideen reichen mindestens noch für zwei weitere Staffeln von ‚Haus Kummerveldt‘.“

„Freude am Experiment und maximale Phantasie“

Diesen Ideen bescheinigt die Grimme-Jury „größte Freude am Experiment und maximale Phantasie“. „Haus Kummerveldt“ sei weniger ein Kostümdrama, sondern vielmehr die „Dekonstruktion des Kostümdramas“. Obendrein spiele die Inszenierung mitten in der münsterländischen Adelsöde die sehr gegenwärtigen Themen Klassismus und Kapitalismuskritik durch. Das Fazit der Juror*innen: „Unterfordert wird man bei diesem höchst zeitgemäßen Historienspaß nicht – das ist mehr als vorbildlich, es ist eine Freude.“

Die Produktion ist zudem mit dem Green-Motion-Label zertifiziert und leistet durch Einhaltung ökologischer Standards einen Beitrag zur ressourcenschonenden Film- und Fernsehproduktion. Eine Herzensangelegenheit für FH-Absolventin Lotte Ruf, die sich in ihrer Bachelor-Arbeit intensiv mit Nachhaltigkeitskriterien für die Filmindustrie beschäftigt hat. So kam bereits bei den Dreharbeiten für die ersten Folgen stromsparende Technik zum Einsatz, wurde nur an echten Orten und ohne den aufwendigen Nachbau von Kulissen im Studio gedreht. Und auch beim Catering für die Crew standen ökologische Aspekte im Fokus. „Das wir diese Arbeit auch bei den weiteren Folgen fortsetzen konnten und die Produktion zertifiziert wurde, freut mich besonders“, sagt Lotte Ruf.

Die Dreharbeiten zu Haus Kummerveldt fanden ausschließlich an realen Orten statt - wie hier im Haus Welbergen im Münsterland.

Eine seltsame Gestelztheit in den Dialogen, eine Attitüde des Uneigentlichen, die bei allem Ungestüm eine gewisse Irritation wie ein Ausrufezeichen setzt: Das hier ist nicht leicht zu konsumieren, Leute, ihr müsst schon zuhören.

Aus der Begründung der Grimme-Jury